Finanzielle Hilfe bei Autismus: Ein Leitfaden für Familien

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Du, dein Kind oder ein:e andere:r Angehörige:r hat die Diagnose Autismus? Was das genau bedeutet und welche plötzlichen Aufgaben und Kosten auf dich zukommen können, erfährst du hier. Außerdem erhältst du einen Überblick über aktuelle Möglichkeiten für die finanzielle Unterstützung bei Autismus – sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen.

Die Bedeutung der finanziellen Hilfe für die Lebensqualität von Menschen mit Autismus.

Nachdem der erste Schock über die Diagnose Autismus überwunden ist, können einem viele Sorgen und Umstellungen im Alltag bevorstehen. Das Leben von Betroffenen und Angehörigen wird auf den Kopf gestellt. Dabei kann Autismus erhebliche finanzielle Herausforderungen für die betroffenen Familien darstellen. Therapien, Alltagsunterstützungen – alles kostet Geld, und es kann sein, dass die Krankenkasse nicht alles übernimmt. Und gerade in diesen schweren Zeiten der Umstellung sowie der Pflege und Betreuung stellen die zusätzlichen finanziellen Sorgen eine besonders hohe Belastung dar. Zum Glück gibt es aber bereits verschiedene Möglichkeiten, zumindest diese finanziellen Sorgen auf ein Maß zu reduzieren, sodass der Fokus voll und ganz auf der Umstellung des Alltags und der Betreuung liegen kann. 

Was ist Autismus? Kurze Definition und Erklärung

Autismus wird in der Regel nicht als Krankheit betrachtet. Stattdessen handelt es sich um eine neurologische Entwicklungsstörung, die sich typischerweise in der frühkindlichen Entwicklung manifestiert und sich auf die soziale Interaktion, die Kommunikation und das Verhalten einer Person auswirkt. Die genauen Ursachen von Autismus sind noch nicht vollständig geklärt.

Autismus wird als Spektrum bezeichnet, was bedeutet, dass diese Störung in verschiedenen Ausprägungen und Schweregraden auftreten kann. Generell lassen sich die Ausprägungen des Autismusspektrums zu drei Merkmalen zusammenfassen: 

  • Schwierigkeiten in der sozialen Interaktion: Menschen mit Autismus haben oft Schwierigkeiten, soziale Signale zu erkennen und angemessen auf andere Menschen zu reagieren. Sie können Schwierigkeiten haben, Blickkontakt aufzunehmen, Mimik und Körpersprache zu verstehen oder Freundschaften zu schließen.
  • Einschränkungen in der Kommunikation: Viele Menschen mit Autismus haben Schwierigkeiten in der verbalen und nonverbalen Kommunikation. Dies kann sich in einem eingeschränkten Wortschatz, Problemen beim Verstehen von Ironie oder abstraktem Sprachgebrauch und Schwierigkeiten beim Ausdrücken ihrer eigenen Bedürfnisse und Gefühle äußern.
  • Wiederholendes Verhalten und Interessen: Menschen mit Autismus neigen dazu, repetitive Verhaltensmuster zu zeigen. Dies kann sich in wiederholten Handlungen, starren Interessen an bestimmten Themen oder Objekten und einem Bedürfnis nach Routine und Gleichförmigkeit äußern.

Auch bei den Schweregraden gibt es drei Abstufungen, die dabei helfen, das Ausmaß der Spektrumsstörung Autismus einzuordnen:

  • Grad 1/Mild: Personen mit mildem Autismus können in der Lage sein, unabhängig zu leben und zu arbeiten, benötigen jedoch möglicherweise Unterstützung und Anleitung in bestimmten Situationen.
  • Grad 2/Moderat: Personen mit moderatem Autismus benötigen in der Regel mehr Unterstützung und Betreuung in verschiedenen Lebensbereichen, einschließlich Bildung und Alltagsfähigkeiten.
  • Grad 3/Schwer: Personen mit schwerem Autismus benötigen in der Regel intensive Unterstützung und Pflege oder müssen in spezialisierten Einrichtungen leben.

Keine zwei Personen mit Autismus sind gleich. Einige haben zusätzliche Fähigkeiten und Talente in bestimmten Bereichen, während andere mehr Unterstützung benötigen. Es ist außerdem wichtig zu beachten, dass autistische Patient:innen die Fähigkeit haben, ein erfülltes Leben zu führen, wenn sie die entsprechende Unterstützung und Erziehung erhalten. Frühzeitige Interventionen und therapeutische Ansätze, wie Verhaltenstherapie und Sprachtherapie spielen hier eine wichtige Rolle. 

Kosten, die durch Autismus entstehen können

Autismus kann die Betroffenen und deren Angehörige mit hohen Kosten konfrontieren, wobei nicht alle Leistungen immer von Krankenversicherungen oder staatlichen Gesundheitssystemen vollständig abgedeckt werden.

Dazu gehören unter Anderem therapeutische Kosten (Arztbesuche, Medikamente, Verhaltenstherapie, Sprachtherapie, Ergotherapie, Betreuung, psychologische Beratung und andere spezielle Hilfsmittel), Bildungskosten (spezielle Schulen, Lehrer oder individuelle Bildungspläne), Frühintervention (spezialisierte Programme, die über den Erfolg bei der Behandlung entscheidend sein können), Reise- und Betreuungskosten (für weit entfernte spezialisierte Dienste oder Therapeuten), Berufliche Auswirkungen (Karriere- und Arbeitszeit-Einbußen) und Gesellschaftliche Unterstützung (Anwaltskosten etc.).

Die finanziellen Herausforderungen sind meistens sehr groß, jedoch von Fall zu Fall sehr verschieden und nicht von Anfang an abzuschätzen. Gerade wegen der Ungewissheit für die zukünftigen Ausgaben ist eine frühzeitige finanzielle Planung von sehr hoher Bedeutung. Dazu gehören zum einen ein gut durchdachter Finanzplan sowie gute Vorsorge- und Sparmaßnahmen. Ist der Kostenplan bereits aufgestellt, gibt es verschiedene Möglichkeiten für finanzielle Unterstützung bei Autismus. 

Staatliche Unterstützungen und Leistungen als finanzielle Hilfe bei Autismus

Auch vom Staat kann man sich hier einige Leistungsmöglichkeiten erhoffen. Auf welche Leistungen du ggf. zählen kannst, möchten wir dir hier kurz vorstellen.

Behindertenpauschbetrag als finanzielle Hilfe bei Autismus

Der Behindertenpauschbetrag ist eine steuerliche Vergünstigung in Deutschland, die Menschen mit Behinderungen oder schweren Erkrankungen zugutekommt. Autismus ist eine Form der Behinderung, für die in bestimmten Fällen der Behindertenpauschbetrag in Anspruch genommen werden kann. Die genaue Höhe des Betrags hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich des Grades der Behinderung und der Pflegebedürftigkeit. Er wird außerdem meist jährlich geändert/angepasst. Es ist wichtig zu beachten, dass der Behindertenpauschbetrag nicht automatisch gewährt wird. Betroffene oder ihre gesetzlichen Vertreter müssen einen Antrag bei ihrem zuständigen Finanzamt stellen. Hierfür sollten alle relevanten Nachweise angehoben werden. 

Pflegegeld

Die Pflegeversicherung bietet eine weitere Möglichkeit für finanzielle Unterstützung bei Autismus in Form von Pflegegeld oder Pflegesachleistungen, die bei der Pflegekasse beantragt werden müssen. Die Pflegeversicherung muss dabei die Pflegebedürftigkeit und den Pflegegrad feststellen, um Leistungen zu gewähren. Für Pflegegeld braucht man mindestens den Pflegegrad 2. Momentan liegen Pflegegelder, je nach Pflegegrad, zwischen ca. 300 und 900€. Die genaue Höhe kann von Jahr zu Jahr angepasst werden.

Eingliederungshilfe als finanzielle Hilfe bei Autismus

Die Eingliederungshilfe ist eine individuell festgelegte Sozialleistung, die Menschen mit Behinderungen bei der Bewältigung ihres Alltags und ihrer Lebensführung unterstützt. Dazu gehören Persönliche Assistenz, Wohnunterstützung oder Betreuung, tagesstrukturierende Maßnahmen und Beschäftigungstherapie, ambulante oder teilstationäre Unterstützung und/oder Hilfsmittel. Menschen mit Autismus können Eingliederungshilfe beanspruchen, wenn ihre Behinderung dazu führt, dass sie erhebliche Beeinträchtigungen in ihrer Teilhabe am Leben in der Gesellschaft erfahren.

Der Bedarf wird in der Regel durch eine umfassende sozialpädagogische oder sozialmedizinische Begutachtung ermittelt und hängt außerdem vom Einkommen und Vermögen der betroffenen Person oder ihrer Familie ab. Die Kosten für die Eingliederungshilfe werden in der Regel von den Sozialhilfeinstituten, den örtlichen Landesämtern oder den Kommunen übernommen. Um Eingliederungshilfe zu beantragen, sollte man sich an das zuständige Sozialamt oder die örtliche Sozialbehörde wenden. 

Sozialhilfe

Sozialhilfe ist eine weitere Form der finanziellen Unterstützung bei Autismus, die beantragt werden darf, wenn die Autismus-Symptome die Fähigkeit zur eigenständigen Lebensführung erheblich beeinträchtigen. Zudem muss, um Sozialhilfe zu beantragen, die betroffene Person bedürftig sein. Das heißt, sie darf auch nicht über ausreichende finanzielle Mittel verfügen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Die Antragstellung für Sozialhilfe erfolgt beim örtlichen Sozialamt oder der zuständigen Sozialbehörde. 

Private und gemeinnützige Unterstützungen

Es gibt viele Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung bei Autismus. Überprüfe zunächst deine Versicherungsdeckung und suche neben den staatlichen Programmen auch nach Zusatzversicherungen, die spezielle Leistungen für Autismus abdecken. Unabhängig davon kannst du aber auch auf die Hilfe  lokaler und nationaler gemeinnütziger Organisationen, Stiftungen und Fonds hoffen.

Stiftungen und Fonds als finanzielle Unterstützung bei Autismus

Es gibt verschiedene Stiftungen und Fonds, die speziell für Menschen mit Autismus Unterstützung bieten, sei es in Form von finanzieller Hilfe, Bildung, Forschung oder gemeinnützigen Programmen. Dazu gehören unter anderem Autismus Deutschland e.V., Aspies e.V., Felix Burda Stiftung, Stiftung Hilfe für Menschen, Josef Schmidt Stiftung, Aktion Sonnenschein und die Stiftung Leben mit Autismus. Jede dieser Stiftungen und jeder Fond hat seine eigenen Schwerpunkte, sodass die Unterstützung und Angebote variieren können und von verschiedenen Faktoren abhängen, einschließlich des Standorts und der individuellen Bedürfnisse.

Spendenaktionen und Crowdfunding

Spendenkampagnen können schnell und unkompliziert sein und gleichzeitig unabhängig vom Einkommen zu sehr hohen Einnahmen führen. Ein weiteres Benefit bei Crowdfunding liegt darin, dass einem die Einnahmen in der Regel sofort zur Verfügung stehen und man seinen Bedarf schnell decken kann. 

Wichtig für erfolgreiches Crowdfunding ist, dass eine Spendenkampagne gut durchdacht und aufgebaut ist, schließlich möchtest du ja möglichst viele potentielle Spender ansprechen. Kurz und knapp solltest du folgende Schritte beachten:

  • Ein Spendenziel muss definiert/berechnet werden: Was ist der genaue Zweck der Kampagne? Was muss finanziert werden und wie viel kostet alles zusammen?
  • Zielgruppe identifizieren: Welche Leute wären potentielle Spender? Einzelpersonen, Unternehmen etc.? Auf welcher Crowdfunding-Plattform sind diese zu finden?
  • Spendenseite eröffnen: Nachdem du dich bei deiner favorisierten Crowdfunding-Plattform angemeldet hast, kannst du deine Kampagne erstellen. Für die Erstellung einer ansprechenden Spendenkampagne gibt es ebenfalls Hilfestellungen.

Gofundme hat bereits viele Spendenkampagnen erfolgreich unterstützt und hat eine große Reichweite in deiner Zielgruppe. Besonders in den Bereichen persönliche Assistenz, Betreuung, Therapie sowie Hilfsmittel und technische Unterstützung gab es bereits viele Kampagnen, die ihr Spendenziel innerhalb kürzester Zeit erreicht haben, wie zum Beispiel Sylvia’s Autismus-Assistenzhund. Außerdem stellt dir GofundMe einen ausführlichen Leitfaden zum Erstellen eines erfolgreichen Spendenaufrufs zur Verfügung.

Starte noch heute deine Spendenkampagne für finanzielle Hilfe bei Autismus

Hast du deinen Kostenplan bereits aufgestellt und stehst vor der großen Herausforderung, all die zukünftigen Ausgaben unter einen Hut zu bekommen? Und hast du bereits vergeblich viele Anträge auf finanzielle Unterstützung bei Autismus gestellt? Dann zögere nicht, den Weg des Crowdfundings einzuschlagen, deine finanziellen Sorgen vorerst Geschichte sein zu lassen und starte selbst deinen eigenen Spendenaufruf.

Verfasst von ashe