Rekonstruktion der vernichteten Seitenaltäre

Ich heiße Jens Schlehe, bin 31 Jahre alt und komme aus dem kleinen beschaulichen Teilort Heiligenzimmern von Rosenfeld. In der Gemeinde in Heiligenzimmern steht eine im Jahre 1847-1850 erbaute neugotische Pfarrkirche, die derzeit am Dach saniert wird. Schon in sehr früher Kindheit haben mich die alten Kunstwerke, Schnitzereien und Heiligenfiguren sehr fasziniert. Das Kunsthandwerk, das in unserer Kirche ursprünglich vorhanden war, hatte eine herausragend hohe Qualität und ist damit eher unüblich für solch eine kleine Gemeinde. Durch meine Funktion als Mesner habe ich die Möglichkeit, den gesamten Kirchenschatz zu überblicken.

Bei meinen Recherchen habe ich herausgefunden, dass das Erbe unserer Vorfahren herausragend war: Ursprünglich verfügte die Pfarrkirche St. Patricius über einen aufwendig gefassten Hochaltar, zwei baugleiche und in höchster Kunstfertigkeit hergestellten Seitenaltäre sowie eine prächtige, mit Krabben und Maßwerk verzierte Kanzel. Alle vier genannten Ausstattungsstücke stammen, wie auch schon weite Teile unserer Figurensammlung, aus Horb am Neckar. Recherchen in den originalen Rechnungsbüchern im Staatsarchiv in Sigmaringen ergaben, dass der meisterhafte Altarbauer und Bildhauer Johann Nepomuk Meintel ( * 1816, † 1872) die vier Ausstattungsstücke im Jahre 1854 geliefert und in die Pfarrkirche eingebaut hat.

Aus Überlieferungen wurde deutlich, dass Meintel bei der Ausstattung eine herausragende Qualität an den Tag gelegt hat. Ihm ist in unserer Pfarrkirche wahrlich ein Meisterwerk gelungen: Die Ausstattung verbindet sich perfekt mit der Innenarchitektur der Raumschale. Die Größen- und Höhenverhältnisse der Altäre sowie der Kanzel sind detailliert auf die Abmessungen des Langhauses abgestimmt. Durch diese gestalterische Abstimmung ist Meintel eine in sich stimmige und äußerst harmonische Innenraumgestaltung gelungen.

Sowohl unsere Vorfahren als auch der Erschaffer dieser herausragenden Stücke der Kunstgeschichte haben damals kunsthandwerklich alle Register gezogen. Das Allerbeste war zur damaligen Zeit zu Ehren Gottes gerade gut genug. Allein durch ihren unermüdlichen Ehrgeiz, ihre Willens- und Schaffenskraft, ihr Handeln aus vollster Überzeugung sowie ihrer meisterhaften Handwerkskunst haben Johann Nepomuk Meintel und unsere Vorfahren Ausstattungsstücke für die Ewigkeit erschaffen. Und das ist auch der Grund, warum mir die Pfarrkirche und ihre Kunstwerke so am Herzen liegen. In diesen Stücken spiegeln sich die Traditionen und Werte unserer Vorfahren wider. Ihre Wer­ke geben uns Aufschluss über ihre Wertevorstel­lungen, ihre Traditionen und ihre Einstellung zum Leben. Daraus können wir wichtige Lehren für unser jetziges Leben ziehen und eine Zukunft für unsere Nachfahren gestalten, die lebenswert ist und ihnen Halt in einer immer schnelllebigeren Zeit bietet.

Im Zuge des Purifizierungswahns der 1960er Jahre wurden bei der Renovierung und massiven Umgestaltung der Pfarrkirche 1963-1965 die beiden in höchster Kunstfertigkeit hergestellten Seitenaltäre vernichtet. Um die Gesamtgestaltung von Johann Nepomuk Meintel wieder zu vervollständigen und den Ursprungszustand der Innenausstattung wiederherzustellen, möchte ich Spenden sammeln, sodass die Seitenaltäre wieder detailgetreu und historisch korrekt rekonstruiert und wiederhergestellt werden können. Kulturelles Erbe verpflichtet - also schaffen wir gemeinsam etwas für die Ewigkeit.

Wenn Sie mehr über meine Initiative erfahren möchten, lade ich Sie ganz herzlich ein, meine Website zu besuchen. Dort finden Sie weitere detaillierte Informationen zum Kirchenschatz und der Pfarrkirche St. Patricius Heiligenzimmern:

www.pfarrkirche-st-patricius-heiligenzimmern.de

Bild links: Landesamt für Denkmalpflege: Foto Hafner, München (1950-1955). „Rosenfeld-Heiligenzimmern. Katholische Pfarrkirche. Inneres zum Chor.“.

Bild rechts: Jens Schlehe (März 2023): Aufnahme nach dem Ausräumen der Pfarrkirche St. Patricius für die Sanierung des Dachtragwerks.